Alkohol, schadet er dem Menschen wirklich?
Herr S. geht im Rauchersalon des Heimes für alkoholgefährdete Männer auf und ab, auf und ab, auf und ab…
Seine Finger sind gelb und die Zigarette bald zu Ende. Mit der restlichen Glut zündet er seine nächste an.
Während er geht, spielt seine Zunge mit den dritten Zähnen…
Seine Frau – beim letzten Besuch hat er sie nicht mehr erkannt.
Soweit lassen wir es nicht kommen! Sicher? Können wir dies denn beeinflussen?
Diese Begebenheit ist ein Erlebnis aus meiner Kindheit. Der Leiter dieses Heimes für Männer mit Alkoholproblemen war mein Vater. Heute ist mein Vater im Altenheim. Wenn ich ihn besuche muss er mich nach meinem Namen fragen. Es nützt auch nichts wenn ich ihn auf seinen Namen aufmerksam mache, wir tragen den selben.
Er lebte, seit ich ihn kenne, abstinent. Er trank keine alkoholhaltigen Getränke – ausser alkoholfreies Bier ;).
Je intensiver ich Informationen zum Thema Alkohol, Alkoholmissbrauch, Auswirkungen des Missbrauchs auf die Mitmenschen suche desto unklarer werden die Fakten.
Wo befindet sich die Schwelle vom unbedenklichem Konsum von Alkohol hin zum Konsum der dem Menschen schadet?
Deine Meinung dazu und deine Erfahrungen interessieren mich!
Sind kritische Fragen wohl erlaubt? Mal sehen.
Der Herr S., wollte er seine Frau nicht mehr erkennen und hat deshalb so viel Alk. getrunken oder hat er sie vergessen weil er aus einem anderen Grunde zu viel trank?
…
ein Frögli
Hallo, 40 jähriger, schwerer Alkoholiker hier.
Ja, Alkohol, übermässig konsumiert, schadet dem Menschen (seinem Körper) und das massiv!
Eine „Schwelle“ von unbedenklichem Alkoholkonsum existiert als solche nicht. Ob Jemand Alki ist/wird oder nicht ist meines Erachtens eine Frage der Veranlagung.
Abgesehen von der Veranlagung, der Körper gewöhnt sich an den Alkohol und kann irgend einmal nicht mehr ohne. Das äussert sich dann darin, dass in Entzugsphasen (ab 4-8h ohne Alkohol) Zittern, kein klarer Kopf, trockenes Erbrechen, Schwindel usw. auftreten.
Ihr Vergleich mit ihrem Vater im Altersheim stösst mir jedoch sauer auf.
Ein Alki, wie ich z.B., kann sehr wohl auch als jahrzehntelanger Spiegeltrinker mit dauerhaften 3-4 Promillen (geistig) vollkommen funktionsfähig sein. Ich ging mit 30 Jahren an die Uni, damals schon jahrelanger Alkoholiker mit starken Entzugssymptomen. Ich habe in den Prüfungen Noten zwischen 5,5 und 6 (Schweiz, nicht Deutschland) geschrieben. Und ich habe WÄHREND den Prüfungen Orangensaft mit Wodka getrunken, damit ich anständig schreiben konnte (Zittern der Hände).
Wie mir der Alkohol aktuell schadet:
– Ich muss immer trinken, sonst zittere ich, kann nicht denken usw.
– Untergewicht/Mangelernährung. Wer 6 Liter Bier am Tag trinkt nimmt nicht zu, sondern ab (ist wirklich so!)
– Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt massiv ab
– Erhöhte Anfälligkeit für Krankheiten (schwaches Immunsystem, man wird auf einmal 8-10 mal im Jahr krank)
– Willkürliche Schmerzen in diversen Organen, Gelenken und Gliedern
– Muskelkrämpfe die auch mal 3 Monate anhalten können
– Herz(-rhytmus-)störungen
– Hautkrankheiten
Das grösste Problem ist jedoch der Appettitverlust rsp. die daraus resultierende Unterernährung (ich bin 1m90 und wiege 57 Kg).
Zusammengefasst, eine Alkoholabhängigkeit ist die Hölle, schadet jedoch eher dem Körper als dem Gehirn (so lange das Gehirn weiterhin Alkohol bekommt).
Ich für meinen Teil bin jedoch froh, (noch) nicht in die Ärztefalle Benzodiazepine (Medikament für den Entzug) geraten zu sein, das ist dann noch eine Stufe schlimmer und dann gibt es auch wirklich Amnestien, wie z.B. die von Ihnen bei ihrem Vater beschriebenen (Demenz und Amnestie liegen nahe beieinander).
Danke, David, für deinen Beitrag, bin beeindruckt, lg Paul
Hallo David
Dein Bericht macht mich betroffen.
Gerne möchte ich Dir ein paar Fragen stellen:
Sind Diese Schädigungen, die Du beschreibst, irreversibel?
Oder könntest Du mit einer Besserung rechnen bei abstinentem Verhalten?
Kannst Du noch einer Arbeit nachgehen?
Was würde Dir helfen?
Ich wünsche Dir viel Hoffnung
Elisabeth